Wie es zum Bau der Rax-Seilbahn gekommen ist

Nicht wie man vermuten könnte im Westen, sondern hier im Osten Österreichs, im Gemeindegebiet Reichenau, wurde die erste Personen-Seilbahn Österreichs erbaut.
Dies ist ein historisches Zeugnis für die große Tradition und Bedeutung Reichenaus hinsichtlich des Fremdenverkehrs, sowohl als Teil der "Sommerfrische“ als auch für den aufstrebenden Wintertourismus.

Aus den Hüttenbüchern ist zu ersehen, dass die Rax bereits um die Jahrhundertwende ein vielbesuchtes Ausflugsziel war. Man musste die Rax zu Fuß ersteigen, konnte aber auch reiten oder mit kleinen, von Maultieren gezogenen Wägelchen auf den Berg fahren, z.B. über den Schlangenweg zum Ludwighaus.
Das war nicht sonderlich bequem und somit war der Gedanke schon bald naheliegend, auch technische Aufstiegshilfen zu schaffen. Schon im Jahre 1913 wurde dem Maschinenbauingenieur Dr. Walter Conrad die Bewilligung vom Eisenbahnministerium erteilt, technische Vorarbeiten für den Bau einer Seilbahn von Hirschwang auf das Raxplateau durchzuführen. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges brachte dieses Projekt jedoch vorerst zum Scheitern.

Die Idee selbst überdauerte aber Krieg und Nachkriegswirren, sie wurde in den Zwanzigerjahren - sicher beflügelt durch den regen Ausflugsverkehr und den zunehmenden Bergtourismus - erneut aufgegriffen. Im Sommer des Jahres 1924 erhielten die Herren Oberbaurat Dipl.-Ing. Dr. Ewald Bing, Dipl.-Ing. Richard Herrmann und Direktor Ing. Moritz Overhoff die Bewilligung zur Vornahme von Trassierungsarbeiten für die projektierte Seilschwebebahn auf die Raxalpe. Am 24. September 1924 konnte mit diesen technischen Vorarbeiten begonnen werden.

Im August 1925 wurde die Baubewilligung erteilt und bereits am 9. Juni 1926 konnte die nach dem neuen System "Bleichert-Zuegg" erbaute Rax-Seilbahn als die erste Personen-Seilbahn der Republik Österreich dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Die Bauarbeiten konnten somit erstaunlich rasch unter den schwierigsten technischen Bedienungen zum Abschluss gebracht werden. Die Realisierung dieses Bauvorhaben unterstreicht die immense Bedeutung der Raxalpe für den Ausflugsverkehr und den Tourismus im letzten Jahrhundert.

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